Der fast sechzehnjährige Leo Förster aus Tutzing ist verschwunden. Aus heiterem Himmel. Einfach weg.
Was ist geschehen? Ist er weggelaufen? Ist ihm etwas zugestoßen?
Sagt sein Freund David die Wahrheit oder verschweigt er etwas? Und wer ist diese geheimnisvolle Person, mit der Leo sich angeblich vor seinem Verschwinden getroffen hat? Gibt es sie
überhaupt?
Immer wieder stecken die Polizistin Abby und der Hauptkommissar Georg hoffnungslos fest. Je mehr sie über Leo erfahren, umso rätselhafter
erscheint sein Verschwinden.
Da meldet sich ein weiterer Zeuge …
Zwei Wochen spannungsgeladener Suche halten die Ermittler in Atem, bis schließlich an Tag 15 auch das letzte aller Rätsel gelöst
ist.
Prolog
Frau Förster stürmte so aufgewühlt in das Starnberger Polizeirevier, dass sie das Schiebefenster im Vorraum vollkommen übersah. Erst
die Tür zum eigentlichen Eingangsbereich stoppte ihren
Lauf. Die zwei Beamten hinter dem Tresen blickten sie fragend an. Der jüngere der beiden kam zum Schalter und schob das kleine Fenster auf. »Wie können wir Ihnen helfen?«
»Mein Sohn ist weg! Sie müssen ihn bitte sofort suchen!«
Der Beamte betätigte den Türöffner und ließ Frau Förster in das Vorzimmer eintreten. »Was meinen Sie denn mit weg?«, fragte er.
»Weg halt. Verschwunden! Nicht im Bett.«
»Beruhigen Sie sich erst mal, gute Frau. Und dann erzählen Sie der Reihe nach, was passiert ist«, mischte sich nun der ältere Polizist ein.
»Leo wollte sich gestern Abend mit seinem Freund David treffen und ist nicht mehr nach Hause gekommen. Sein Bett war unberührt.«
»Wie alt ist denn Leo?« Der jüngere Beamte hatte einen Telefonhörer in die Hand genommen.
»Fünfzehn. Wie David.« Sie machte eine kurze Pause. »Nächsten Monat wird er sechzehn.«
Der Polizist legte den Hörer aus der Hand. »Fünfzehn? Kann es nicht sein, dass er einfach bei David übernachtet hat?«
»Da habe ich natürlich zuerst angerufen. Da ist er nicht. David hat keine Ahnung. Leo ist gar nicht zum Treffen gekommen.«
Der Beamte schien einen kurzen Moment zu überlegen: »Haben Sie schon im Krankenhaus angerufen? Vielleicht hatte er einen Unfall?«
»Ja, beim Tutzinger Krankenhaus. Aber da ist er nicht.«
»Dann starte ich mal kurz einen Rundruf in die umliegenden Kliniken, um sicherzustellen, dass er nicht dort irgendwo eingeliefert wurde. Wie ist ihr Familienname?«
»Förster. Aber ich kann mir nicht denken, dass Leo aus Tutzing raus ist. Nicht freiwillig.«
»Verstehe«, sagte der Beamte und hackte heftig auf die Computertastatur ein, »trotzdem kann er in einem anderen Krankenhaus liegen. Hier im Landkreis sind die Betten ja schnell gefüllt,
wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert. Dann bringt ein Rettungswagen ihren Jungen notfalls sogar nach Murnau oder München.« Der Beamte schaute Frau Förster freundlich an. »Die Jungs fahren so
lang, bis sie eine Klinik gefunden haben.«
»Natürlich.« Leos Mutter schaute mit flackerndem Blick zum Computer, dessen Bildschirm für sie nicht einsehbar war. Unschlüssig senkte sie den Kopf. »Und wie lange dauert das? Bis Sie
Bescheid wissen, meine ich?«, fragte sie schließlich.
»Da können wir jetzt drauf warten. Bei einer polizeilichen Anfrage reagieren die sofort.«
Frau Förster fixierte ihre Fingernägel, an denen sie herumzupfte.
Der Polizist schaute auf den Bildschirm. Offensichtlich trafen schon die ersten Antworten ein. »Nein, in einem der abgefragten Krankenhäuser liegt er nicht«, sagte er schließlich und
griff abermals zum Hörer: »Ich rufe Ihnen jetzt mal meine Kollegin Smith. Bei der können Sie eine Vermisstenanzeige aufgeben.«
Die herbeigerufene Kollegin stellte sich als Abbygail Smith vor und reichte Leos Mutter die Hand.
»Förster«, sagte diese und folgte der Polizistin in einen kleinen kahlen Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen.
»Setzten’S sich«, sagte Frau Smith und legte eine schwarze Mappe und einen Laptop auf den Tisch. »Möchten’S ein Glasl Wasser oder einen Kaffee?«
Frau Förster schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Suchen Sie lieber meinen Sohn.«
»Jetzt nehm ich erst mal eine Vermisstenanzeige auf und dafür bräucht ich von Ihnen ein paar Angaben.«
Während die Polizistin alle Daten zu Leo und seinem Verschwinden aufnahm und fragte, ob er noch bei anderen Freunden sein könnte, ob es Ärger in der Schule oder zu Hause gab, oder ob er
schon öfter über Nacht fortgeblieben war, wurde Leos Mutter zusehends ungeduldiger. »Nein, nein. Er ist noch nie einfach fortgeblieben. Ihm ist bestimmt was passiert!«
»Wann ham’S ihn denn zuletzt gsehn oder gsprochn?«
»Warten Sie mal. Das war …« Frau Förster legte eine Hand auf den Mund. »Das war so gegen vier Uhr, glaube ich. Oder war es doch schon fünf? Ich hatte noch ein bisschen Kuchen übrig, aber den wollte er nicht. Wollte sich mit seinem Freund David treffen.« Frau Förster schlug sich
erneut die Hand vor den Mund. »Ist fort, ohne noch mal was zu essen. Bitte fangen Sie doch mit der Suche an!«, flehte sie und ihre Augen wurden wässrig.
»Bleibn’S ruhig. Fast alle verschwundenen Kinder und Jugendlichen tauchen innerhalb von vierazwanzg Stunden wieder auf.«
»Aber … aber so lange können Sie doch nicht warten!« Frau Förster schnappte nach Luft, erhob sich ein Stück vom Stuhl, um sich zu Frau Smith hinüberzubeugen, ihre Stimme überschlug
sich.
»Natürlich warten wir net so lang, auch wenn viele Leut glauben, die Polizei würd erst nach vierazwanzg Stunden anfangen zum suchen. Des ist natürlich ein Schmarrn. Unsre Suche richtet
sich nach der möglichen Gfahr und den Hinweisen. Bei kleinen Kindern suchen wir immer. Sofort«, sagte Frau Smith, mit Betonung der beiden Wörter immer und sofort. »Bei Erwachsenen
suchen wir dagegen oft gar net. Die haben nämlich die Freiheit, einfach zu verschwinden.«
»Leo ist aber nicht erwachsen!« Frau Förster hatte sich wieder gesetzt, kramte in ihrer Handtasche nach einem Taschentuch und tupfte sich die Augenwinkel.
»Na, aber der ist fast sechzehn. Bei Jugendlichen müssen wir abwägen. Die überschreiten gern Grenzen. Ist ja auch net verkehrt, die müssen sich ausprobiern.«
»Leo würde niemals freiwillig von zu Hause wegbleiben! Niemals!« Frau Förster legte beide Hände vor sich auf den Tisch und lehnte sich erneut weit zu der Polizistin hinüber.
»Ihr Junge wird bstimmt bald wieder zurückkommen«, versuchte diese zu beschwichtigen. »Natürlich darf der sich net einfach aufhalten, wo er möcht. Ich nehm Ihre Sorge schon ernst. Er hat
doch sicher ein Handy dab…«
»Da geht immer nur die Mailbox ran. Und das ist auch ganz ungewöhnlich.«
»Na ja, möglicherweise ist ja nur der Akku leer, das hat ja nix zum sagen. Wir werden jetzt auf jeden Fall eine Handyortung und eine Fahndung veranlassen. Dafür bräucht ich aber auch
noch ein Foto. Ham’S zufällig eins dabei? Möglichst aktuell?«
Frau Förster stutzte. Dann griff sie in ihre noch geöffnete Handtasche. »Ich habe ein paar Bilder von unserem letzten Ausflug aufs Hörnle in meiner Tasche. Das war zwar im Herbst, Leo
hat sich aber seitdem kaum verändert.«
»Zeign’S mal. Wir bräuchten natürlich eins, worauf man den Leo gut erkennt.«
Frau Förster reichte Abbygail Smith die Fotos über den Tisch.
»Ach, des ist gut. Können wir des nutzen?«
»Ja, ja! Nehmen Sie nur. Alles, was Sie brauchen. Hauptsache Sie finden Leo.«
»Ich werd mich jetzt mit meinen Kollegen besprechen.« Frau Smith legte das Foto in die schwarze Mappe und verließ den Raum. »Warten’S einen Moment, ich hol schnell das Protokoll aus dem
Drucker.«
Während Frau Förster wartete, nahm sie die restlichen Fotos in die Hand. Von einem strahlte ihr Leo fröhlich entgegen. Rasch verstaute sie das Bild, Leos Lachen war mehr als sie in
dieser Situation ertragen konnte. Beinahe dankbar registrierte sie, dass die Polizistin
zurückkam.
»Gehen’S am besten erst mal nach Haus«, sagte diese aufmunternd lächelnd, als Frau Förster zu ihr aufsah. »Vielleicht ist der Leo ja schon wieder daheim. Bitte lesen’S sich vorher noch
das Protokoll in Ruhe durch, ob ich alles richtig aufgnommen hab, oder ob was fehlt und unterschreiben’S des dann da unten.« Die Beamtin tippte mit einem Stift auf die schwarze Linie am Ende des
Dokuments. »Hier ham’S noch meine Karte. Da möchte ich Sie bitten, sich zu melden, wenn der Leo auftaucht, oder Ihnen noch was einfällt. Sie können mich natürlich auch anrufen, wenn’S noch Fragen
haben.«
Mit zittrigen Fingern zog Frau Förster das Formular nahe an die Tischkante und beugte sich tief darüber. Die Buchstaben verschwammen vor ihren tränennassen Augen. Die Worte auf dem
Papier manifestierten auf drastische Weise, dass Leos Abwesenheit kein verspätetes Heimkommen war, sondern polizeilich untersucht werden musste.
Leos Mutter unterschrieb, reichte der Polizistin Smith das Blatt, brachte ein gequältes »Wiedersehen« hervor und eilte aus dem Raum, in dem Leos Fehlen zu einer offiziellen
Vermisstensache geworden war.
Mit bangem Herzen und sorgenvollen Gedanken machte sie sich auf den Heimweg in ihre Tutzinger Wohnung in der
Kellerwiese.
Leo, was ist dir nur geschehen? Komm zurück. Bitte! Bitte, lass dir nichts passiert sein!
Die Premierenlesung vom 23.02. von "15 Tage"
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Weitere Lesungen / Beiträge von mir im Literatur Radio Bayern finden Sie unter dem "Tag" Rosemarie Benke-Bursian
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23.02. Tutzing, Buchhandlung Held - Premierenlesung (szenische Lesung)
21.04. Tutzing, Café Käthe
04.05. München, VHS, Arabellapark - Ladies Crime Knight
17.06 Pähl, Schlosserk 4
19.10. Deggendorf - Ladies Crime Night
Pressemitteilungen:
22.02. vorOrt.news: Morgen hat der erste Tutzinger Krimi Premiere
22.02. vorOrt.news: Die „mörderische Schwester“ hinter dem Tutzinger Krimi
22.02. vorOrt.news: Tutzinger Krimi erregt bereits Aufmerksamkeit
26.02. Süddeutsche Zeitung: Tutzing hat jetzt einen Heimatkrimi - geschrieben von zwei Schülern
04.03. vorOrt.news: Spannung in Tutzing: Wo ist Leo Förster?
07.03.: merkur.de: Buchpräsentation - Erster Tutzing-Krimi
Weitere Buchvorstellungen gibt es hier:
mit meinem Kurzkrimi:
"Ins Netz gegangen"
mit meinem Kurzkrimi:
"Jenseits aller Grenzen"