von Rosemarie Benke-Bursian
Wenn eine freundschaftlich verbundene Autorenkollegin einen nicht unbedeutenden Literaturpreis erhält, überträgt sich wohl bei vielen ein Stück Freude auf sie
selbst.
Mir jedenfalls ging es so, als ich hörte, dass die Kinder- und Jugendbuchautorin Alice Gabathuler den Hansjörg-Martin-Preis gewonnen hatte.
Dazu kam, dass der Name des Preises schöne Erinnerungen wachrüttelte.
Und so ließ auch die Idee, ein Interview mit der Autorin zu führen und einen Artikel über sie, den Preis und das Buch zu schreiben, nicht lange auf sich warten, bin ich doch nicht nur Autorin,
sondern auch journalistisch tätig.
Der Preis ist nach dem im 1999 verstorbenen Krimibuchautoren Hansjörg Martin benannt, ein Autor, der meine Jugendzeit begleitet hat, war er für mich
doch ein paar Jahre lang, DER Krimiautor schlechthin: „Gefährliche Neugier“ war sowohl sein erster Krimi als auch Jahre später der erste, den ich von ihm gelesen habe. Es folgten zahlreiche weitere,
die ich - in nicht chronologischer Reihenfolge - dem Bücherregal meiner Eltern entlieh: „Einer flieht vor gestern nacht“, „Bei Westwind hört man keinen Schuß“, „Einer fehlt beim Kurkonzert“
u.v.m.
Für mich verband Hansjörg Martin eine bewundernswerte Mischung aus Spannung und Humor, der dem jeweiligen Krimi inklusive seiner Figuren einen ganz besonderen Charme
vermittelt.
In seinen späteren Werke spielte die psychologische Feinzeichnung seiner Figuren eine immer größere Rolle. Viele seiner Romanen wurden später verfilmt. Nicht von
ungefähr gilt Hansjörg Martin als Wegbegründer für den deutschen Kriminalroman.
Hansjörg Martin schrieb auch zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, sowie diverse Hörspiele.
Dass ein bedeutender Preis nach ihm benannt wurde ist mehr als verdient.
Seit 2000 wird dieser Preis für den jeweils besten Kinder- und Jugendkrimi des Jahres verliehen.
Der Rahmen für die Preisverleihung ist entsprechend stilvoll: Er wird im Rahmen des Krimifestes vergeben, das einmal jährlich vom Syndikat, der Vereinigung deutschsprachiger Kriminalschriftsteller, ausgerichtet wird. Die Criminale, wie das Fest genannt wird, wird jedes Jahr in einer anderen Stadt ausgetragen und ist geprägt von Seminaren, Workshops, Lesungen, Signierstunden, Gesprächsrunden und schließlich dem „Tango Criminale“, dem Gala-Abend mit Preisverleihung.
Alice Gabathuler gewann den Preis für ihren Jugendthriller „no_way_out“, ein Buch, das gleich mit den ersten Sätzen ein rasantes Tempo vorlegt und
mehr Fragen und Rätsel aufwirft, als so manch anderer Krimi im ganzen Stück:
„Jakob Linder schoss mich ab wie ein wildes Tier. Seine Waffe war ein schwarzer Jaguar, und dass er mich sorgfältig ausgewählt hatte, kapierte ich erst, als es viel zu
spät war.“
Wer könnte schon nach so einem Einstieg das Buch wieder aus der Hand legen? Ich jedenfalls konnte es nicht. Und wurde mit einem fesselnden Thriller belohnt, der an
keiner Stelle langatmig oder gar langweilig wird. So wie man es sich von einem Thriller wünscht. Doch hier wird Spannung nicht um der Spannung willen gelegt, ohne sich darum zu kümmern, ob die
Handlung sinnvoll ist. Ganz im Gegenteil: Ein Großteil der Spannung ergibt sich aus eben diesem Hintergrund: Die Idee, die dahinter steckt, erscheint so erschreckend realistisch, dass es einem dem
Atem raubt. Alice Gabathuler hat hier ein gesellschaftspolitisches Thema aufgegriffen, dass den meisten geistig so weit entfernt scheinen mag, wie Amerika geographisch entfernt liegt. Doch die
Perfidität, die hinter der Handlung der Mächtigen liegt, die im Hintergrund die Fäden ziehen, scheint längst über den Ozean geschwappt zu sein.
Sehr reizvoll finde ich es auch, wie die Autorin mit den Überschriften zu den Kapiteln "spielt". Sie sind wie Twitter-Nachrichten abgefasst. Kurz und mit Hashtag versehen, zeigen sie einem worum es geht, um doch und - ganz Twitternachricht gemäß - in ihrer etwas kryptischen Botschaft geheimnisvoll und rätselhaft zu bleiben bzw. neugierig auf das kommende Kapitel zu machen.
no_way_out hat durch diverse Ereignisse in den USA im Jahre 2014 eine neue Aktualität erlangt und so ist dieses Buch weitaus mehr, als einfach nur ein spannender Krimi.
Es ist ein Buch, dass all denjenigen, die über den Tellerrand hinaus schauen wollen, eine Menge Gesprächs- und Diskussionsstoff bietet, ohne - und das ist die andere Qualität des Buches - irgendeine
Art von Hintergrundwissen oder Interesse zu verlangen, wenn man sich einfach „nur“ spannend unterhalten möchte.
Alice Gabathuler versteht es bei aller „Blutigkeit“, Grenzen zu wahren, ohne schwammig, unklar oder gar unspannend zu werden. Sie zeigt damit auch, dass nicht an jeder
Ecke eine noch schauerlichere Gräueltat mit herumspritzenden Körpersäften geschehen muss, um einem Leser den Atem zu rauben. Die Logik des Geschehens, der Feinschliff der Charaktere sind es, welche
die Emotionen in die Tiefe gehen lassen. Somit ist das Buch zwar vielleicht nicht für besonders zartbeseitete Zeitgenossen gedacht, aber absolut jugendtauglich und ich empfehle es gerne auch für
Erwachsene, die Spannung mit intelligenten Plots und gesellschaftskritischem Hintergrund mögen.
Das Buch kann über den nachfolgenden Link bei Amazon bestellt werden.
Alice Gabathuler ist eine schweizer Kinder- und Jugendbuchautorin, die noch heute in der Schweiz lebt.
Ihr Buch „no_way_out“ ist ihr 10. Jugendbuchkrimi. Wer sich umfassend über ihre Bücher informieren möchte, wird hier fündig.
Über die Autorin ist an anderen Stellen bereits viel geschrieben worden und auf ihrer Website kann man sich
weitere sehr interessante Informationen holen.
Ich selbst habe über sie ein Autorenporträt erstellt, dass in einer Zeitschrift veröffentlicht wurde, die ich btw. jedem, der sich fürs Schreiben interessiert, ans Herz legen kann:
Die TextArt - Magazin für kreatives Schreiben von Oliver Buslau. Das Autorenporträt ist in der Ausgabe 01/2015 zu finden.
Außerdem kann man das Interview, dass ich mit Alice Gabathuler geführt habe, auf dem Blog von Rainer Seemann nachlesen.
Das Blog kann ich ebenfalls weiterempfehlen - und nicht an nur Autoren - da es eine Vielfalt an interessanten Informationen bietet, die noch dazu wöchentlich ergänzt werden.
Den Hansjörg-Martin-Preis hat Alice Gabathuler bereits 2014 gewonnen. Und natürlich markiert er kein Ende, weder in ihrer Arbeit als Kinder- und Jugendbuchautorin, noch in der Einsammlung von Auszeichnungen. So folgte Ende 2014 schon die nächste Ehrung: Der Kulturpreis der Stadt Buchs.
Einen weiteren Markstein hat die Autorin auch mit ihren Folgewerken gesetzt, indem sie erstmals einen Mehrteiler geschrieben hat: Lost Souls Ltd. Der
1. Band, Blue Blue Eyes erschien schon Mitte Juli 2014. Band 2, Black Rain (ist in meinem Pinnwand Archiv mit Link zu einem tollen Trailer als Empfehlung für November 2014 zu finden) folgte im Oktober, Band 3, White Sky, im Februar 2015. Der
letzte Band 4 wird im Sommer 2015 auf den Markt kommen.
Man darf also sehr gespannt sein, was von der Autorin noch zu hören und zu lesen ist.
Dieser Text darf unter Angabe meiner Kontaktdaten gerne weiter verwendet werden.
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